Reden schreiben

Redenschreiben ist ein Handwerk, das man lernen kann. Dabei gilt: Übung macht den Meister! Lesen Sie hier, wie’s geht.

Schritt 1: Legen Sie die Botschaft fest.

Machen Sie sich zuallererst klar: Was will ich mit meiner Rede erreichen? Wollen Sie Ihre Zuhörer in erster Linie informieren, unterhalten oder motivieren? Eine emotional ansprechende Kernbotschaft ist der rote Faden Ihrer Rede, alle Argumente sollten darauf zugespitzt werden.

Ihre Rede soll lebendig sein. Lassen Sie also Ihren Gedanken freien Lauf und notieren Sie alles, was Ihnen spontan einfällt. Zensieren Sie sich nicht, denn Unbrauchbares können Sie am Ende immer noch streichen. Dieser Schritt der Redevorbereitung ist mit einem Ausflug in eine unbekannte Stadt vergleichbar. Start und Ziel sind Ihnen bekannt, doch es steht Ihnen frei, welchen Weg Sie wählen. Gehen Sie also auf Entdeckungsreise! Spazieren Sie los und schauen Sie sich die „Sehenswürdigkeiten“ an, die Sie spontan reizen. Lassen Sie die Dinge auf sich wirken und holen Sie weitere Informationen ein über Aspekte, die Ihnen besonders interessant erscheinen.

Schritt 2: Sammeln Sie Ideen und Fakten.

Nutzen Sie die zweistufige Mind-Mapping-Methode: Zeichnen Sie Ihre Ideen und Argumente in Form von „Gedankenlandkarten“ auf. So entwickeln Sie eine lebendige, schlüssige und vielseitige Argumentation. Zusätzlich sollten Sie ein Brainstorming-Blatt anlegen, auf dem Sie z. B. Bilder oder gelungene Formulierungen notieren.

Wenn Sie bei der Vorbereitung der Rede nicht weiterkommen, fehlen Ihnen Informationen. Es gibt viele Quellen der Inspiration und Information. Nutzen Sie das Internet, lesen Sie Zeitungen, blättern Sie in Lexika oder Zitatensammlungen.

Denken Sie immer daran, dass Sie Ihre Gedanken und Informationen unterhaltsam vermitteln wollen. Fragen Sie sich immer: Welche Beispiele, Vergleiche, Analogien oder Bilder kann ich verwenden? Wenn Sie Zahlen nennen, sollten Sie diese in Relation setzen. So lassen sich 25 Jahre Berufsjahre in schätzungsweise 30.000 bis 40.000 Arbeitsstunden „übersetzen“.

Ganz wichtig: Wer überzeugen will, muss das Vertrauen der Zuhörer gewinnen. Seien Sie daher immer ehrlich. Sprechen Sie Probleme offen an (außer bei Trauerreden), beschönigen und verharmlosen Sie nichts. Fragen Sie sich deshalb auch immer: Gibt es Gegenpositionen, auf die Sie eingehen sollten? Können Sie mögliche Einwände in Ihrer Rede vorwegnehmen?

Überprüfen Sie zum Schluss das Material und lassen Sie es auf sich wirken. Die beste Rede ist nicht die, bei der man nichts mehr hinzufügen kann. Die beste Rede ist die, bei der man nichts mehr weglassen kann!

Schritt 3: Bringen Sie Ordnung ins Chaos.

Nun folgt die Gliederung: Sie bringen die Argumente, die Sie im Mind-Mapping zusammengetragen haben, in eine logische Reihenfolge. Bauen Sie einen Spannungsbogen auf, indem Sie die schwächeren Argumente an den Anfang stellen. Ihr wichtigster Punkt gehört an den Schluss.

Bei Pro & Contra-Argumenten gehört die Gegenposition an den Anfang. Ihre eigene Meinung und deren Begründung sind der Höhepunkt der Argumentation und gehören an den Schluss!

Keine Sorge, wenn die Argumente nicht immer fließend ineinander übergehen. Etwaige Brüche lassen sich beim späteren Ausformulieren durch so genannte Scharnierformulierungen elegant zusammenfügen – im Stile von „Aber lassen Sie mich noch auf einen anderen Punkt hinweisen, der mir sehr wichtig ist.“

Tipp: Sie müssen das Thema nicht in allen Einzelheiten darstellen. Sie schreiben eine Rede, kein Referat!

Schritt 4: Formulieren Sie Ihre Argumente aus.

Die Einleitung umfasst die Anrede und, falls der Redner als erstes spricht, die kurze Begrüßung der Zuhörer. Dann folgt der thematische Einstieg. Dieser muss neugierig machen und das Publikum dazu animieren, dem Rest der Rede aufmerksam zu folgen. Ihre Kernbotschaft sollte hier bereits zum ersten Mal deutlich werden. Auch in den folgenden Argumenten lenken Sie die Zuhörer immer wieder in Richtung Ihrer Kernbotschaft. Übrigens: Die Begrüßung muss nicht direkt auf die Anrede folgen. Sie können auch zuerst thematisch einsteigen und erst nach einigen Sätzen die Begrüßung aussprechen. Je unerwarteter der Anfang Ihrer Rede ist, umso spannender ist er für die Zuhörer.

Im Hauptteil führen Sie nun Ihre Gedanken und Argumente aus und entwickeln sie weiter. Nennen Sie Fakten und veranschaulichen sie diese mit vielen Bildern und Beispielen. Bringen Sie immer nur einen Gedanken in einem einzigen Satz unter. Außerdem gilt: Behandeln Sie jedes Argument nur einmal in ihrer Rede. Ihre Kernbotschaft – der rote Faden Ihrer Rede – soll aber natürlich immer wieder sichtbar werden.

Der Schluss ist genauso wichtig wie der Einstieg. Es geht darum, die Zuhörer zu einer bestimmten Handlung oder Haltung zu bewegen. Außerdem ist der Schluss die letzte Gelegenheit, in der Rede um Sympathien zu werben und in bleibender Erinnerung bleiben.

Schritt 5: Verleihen Sie Ihrer Rede den letzten Schliff.

Halten Sie sich immer vor Augen, dass Sie eine Rede schreiben. Ihre Zuhörer können – im Unterschied zu Lesern – nicht zurückblättern und nachlesen, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Verständlichkeit ist daher das oberste Gebot beim Schreiben. Je einfacher und klarer Sie formulieren, desto besser verstehen Sie die Zuhörer.

Prüfen Sie zum Schluss unbedingt, ob Ihre Rede auch dann gut klingt, wenn sie vorgetragen wird. Lesen Sie sie ruhig einmal laut vor – es muss ja noch nicht vor Publikum sein. Sie werden sofort merken, was beim Sprechen holprig oder unverständlich ist. Feilen Sie so lange, bis aus der „Schreibe“ eine echte „Rede“ geworden ist.

 

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